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BeitragVerfasst: 03.04.2007, 09:04 
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"Der, der verzeiht, ist ein besserer Mensch"


– Im Norden Albaniens gehört die Blutrache immer noch zum Alltag

Bonn, 17.8.2004, DW-RADIO, Lindita Arapi


Albanien ist zwar schon seit dem Ende des Kommunismus auf dem Weg zum modernen, demokratischen Rechtsstaat. Doch noch immer gibt es Regionen, vor allem im vorwiegend katholischen Norden Albaniens, wo die Menschen am traditionellen Gewohnheitsrecht - "Kanun" - festhalten. Und das sieht auch Blutrache, (auf Albanisch – MD) "Gjakmarrja" vor. Und die kann über mehrere Generationen gehen. In der Vergangenheit sind sogar komplette Familien umgebracht worden. Zwar hat der Staat die Strafen für Blutrache vor drei Jahren verschärft, und es ist auch gelungen, mehr als 3.000 verfeindete Familien zu versöhnen. Doch ganz verschwunden ist die Blutrache noch nicht. Und selbst diejenigen, die sich für Versöhnung einsetzen, leben gefährlich, wie Lindita Arapi festgestellt hat.


Pal Hila steht jeden Morgen sehr früh auf und raucht seine erste selbst gedrehte Zigarette schon in seinem Schlafzimmer. Was bringt der neue Tag? Was werden die Kinder essen? Das sind seine ersten Gedanken. Das Haus verlassen kann er nicht, seit Jahren schon kann er keiner geregelten Arbeit nach.


Hila: "Den Tag verbringe ich hier drin. Wenn es Strom gibt, gucke ich Fernsehen, lese irgendwann eine Zeitung. Was soll ich sonst machen? Wie kann man, wenn man nicht in die Außenwelt gehen kann, ohne Angst leben? Wenn du mutig bist, kannst du rausgehen - und sterben!"


Seit neun Jahren lebt Pal Hila mit der Angst vor der Blutrache. Sein Zuhause ist ohne richtiges Dach, ohne Wasserleitung, auch die Stromleitungen sind nur schlecht isoliert. Weil er nicht arbeiten kann, versinkt die Familie des 54-Jährigen in Schulden. Die 30 Euro monatliche Hilfe vom Staat reichen bei weitem nicht zum Überleben. Gelegentlich verdient seine Frau etwas Geld mit Putzen. Sie kann sich frei bewegen, denn Frauen sind von der Blutrache ausgeschlossen.


Der Leidensweg der Familie begann 1995, als Pal Hilas Bruder bei einem Streit Mëhill Qyteti tötete. Der Täter kam zwar ins Gefängnis, doch die Familie Qyteti schwor Blutrache. Wie viele andere, die von Blutrache bedroht sind, floh Pal Hila mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen aus dem Gebirge in die Stadt. Mittlerweile hat sich aber dort in der Nähe auch die Familie Qyteti niedergelassen. Und vor zwei Jahren brachten die Töchter des Ermordeten Pal Hilas 17-jährigen Sohn Zefin um, nur wenige Meter vor seinem Haus. Die beiden Schwestern wurden daraufhin ebenfalls zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.


Obwohl enge Freunde beider Familien versuchen zu vermitteln, ist die Feindschaft zwischen den beiden Familien noch immer nicht beendet. Pal Hila muss also weiter um sein Leben fürchten. Er selbst will keine Rache für seinen Sohn Zefin. Mit müder Stimme sagt er:


"Der, der verzeiht, ist ein besserer Mensch, ihm gebührt Ehre, er ist sogar stärker."


Die Familie Qyteti will sich zu der Familien-Fehde nicht äußern. Ein Interview lehnt sie ab.


Auch wenn jüngste Statistiken einen deutlichen Rückgang von rund 70 Prozent der Fälle zeigen - Blutrache ist in Albanien nach wie vor präsent. Ursprünglich war sie typisch für die katholische Bergbevölkerung. Aber nach und nach sind auch Moslems betroffen. Die Behörden zählen allein in der Region Shkodra immer noch fast 300 in Blutrache verfeindete Familien. Mehr als 60 gelten als isoliert, das heißt, die männlichen Familien-Mitglieder wagen nicht, das Haus zu verlassen. Die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen können, ist in dieser Region zwar gesunken, doch es handelt sich noch immer um 30 Schüler.


Emin Spahija hat bis vor kurzem eine sehr aktive Nicht-Regierungs-Organisation geleitet, die derartige Familien-Fehden zu schlichten versucht: die Liga der Friedensmissionare Albaniens. Warum es nach wie vor Blutrache gibt, erklärte er in einem Interview mit der Deutschen Welle so:


"Die wichtigsten Gründe sind das schlecht funktionierende Rechtssystem und der fehlende Respekt vor dem Gesetz. Der Staat muss das rechtsstaatliche Bewusstsein in der Gesellschaft stärken. Viele haben Angst, ein Verbrechen zu melden, weil sei kein Vertrauen in die Justiz haben."


Anfang August wurde Emin Spahija unter mysteriösen Umständen umgebracht. Musste er seine Mission mit dem Leben bezahlen? Schließlich wagte er es, dubiose Vermittler-Organisationen offen zu kritisieren. Sie betrieben profitable Geldgeschäfte mit der Blutrache, so Spahija:


"Da sind Millionen Dollar im Spiel, die im Grunde an Organisationen gehen, die von der Blutrache profitieren. Diese Organisationen sind sogar daran interessiert, dass es keinen Frieden in Albanien gibt. Wenn es eine gemeinsame Arbeit aller Institutionen gäbe, die für das gemeinsame Ziel arbeiten - nämlich die Abschaffung der Blutrache -, dann wäre das auch ein realisierbares Ziel."


Auch Pal Hila hat mittlerweile das Vertrauen in den Staat und die Versöhnungs-Vermittler verloren. Die Angst, selbst als nächstes ermordet zu werden, hat ihn um Jahre altern lassen. Auch in die Polizei setzt er keine Hoffnungen:


"Die Polizei ist einige Male hier gewesen. Die sagen nur, das was sie sagen müssen. Aber was können sie tun? Die Hilfe vom Staat ist in diesem Fall sehr klein."


Pal Hila und seine Frau Lula haben trotz aller Leiden einen Lichtblick in ihrem Leben:


Sohn Emanuel ist gerade 6 Monate alt. Die stolzen Eltern sagen, er habe wieder Freude in den traurigen Alltag gebracht. (MK)

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,1301005,00.html

nichtmal kinder dürfen zur schule gehen und wachsen meistens als analphabeten auf , man kann auch nicht fliehen denn es gab schon fälle wo sich welche nach 50 jahren gerächt haben. blutrache wird auch bei autounfällen angewendet. es lief mal eine sehr interesante reportage auf VOX über die blutrache.

In Basel gab es im April 2000 einen Mord an einem jungen Kosovaren durch dessen Schwiegermutter, weil er deren Tochter (17) nach albanischem Ritus geheiratet hatte, obwohl er bereits in der Schweiz legal verheiratet war. Ich habe mit den Beteiligten gesprochen und die Geschichte des Prozesses (2002) zu einem Tatsachenbericht gemacht, der im Februar bei Orell Füssli erscheinen wird. Die Mörderin wurde nach dem Strafvollzug aus der Schweiz ausgewiesen, wodurch die ganze Familie, die mit vielen Problemen zu kämpfen hatte, schweren Schaden erlitt.


Ich finde diese Blutrache total unbrüderlich und sollte eigentlich nicht
in unserer Kultur miteinbezogen werden. Das ist sehr traurig und der
Bericht von kosovar hat mich voll schockiert.

Bei uns in der Familie hat es zum Glück nie sowas gegeben.
Und auch sonst so in der Vergangenheit hat unsere Familie nichts
davon mitgekriegt.

Ich weiss nur 2002 in Mitrovica genau auf unserer Straße wurde
ein 19- Jähriger erschossen. Ich habe nur die Schüsse gehört bin
nach draußen hingeganen. Das Auto hab ich zwar nicht gesehn nur
noch die Leiche und seine arme Mutter die ihren toten Sohn fest hielt
mein Onkel und mein Vater gingen natürlich auch sofort raus und brachte
die Frau zu uns rein ich wurde da auch sofort weggeschickt. War schon ein sehr mulmiges Gefühl in dieser Nacht und 3 Tage danach konnte ich weder klar denken noch richtig reden auch heute noch sehe ich die Frau vor mir wie sie ihren Sohn anfleht "zurück zu kehren"... Das noch traurigere ist aber daran das der Junge aus Versehen erschossen wurde die dummen Mörder hatten jemand anderes getötet dabei war die Kugel für jemand anderes gedacht der 2 Häuser weiter Basketball gespielt hat. Hat zwar nicht so sehr mit dem Thema zu tun wollte aber auch kurz dieses Erlebnis schildern weil es wirklich traurig ist das Albaner Verbrechen auf ihre eigenen Leute begehen.

Përshendetje.
von Valon in albanien.ch hoffe er ist nicht sauer auf mich



Als wir in Albanien waren, vom 10.11. bis 2.12., wurde eine Frau Opfer von Blutrache.
Ihr Sohn hatte im Ausland (bin mir nicht mehr sicher ob es Spanien oder Frankreich war) einen anderen Albaner erschossen. Daraufhin hat jemand von der Familie des Opfers der Mutter des Täters aufgelauert und sie erschossen. Das war in aller Munde, weil es eben bewusst eine Frau getroffen hat. Einige Tage später hat jemand von der Familie des ersten Täters und der erschossenen Frau, 2 Männer der anderen Familie erschossen und einen anderen verletzt. Das ganze spielte sich in Durres ab. Vielleicht hast du ja davon gehört.

Das Frauen Opfer von Blutrache werden, ist eigentlich nicht die Regel.

Die Familie des ersten Täters hat angekündigt, bis zum Jahresende noch 30 weitere Familienmitglieder der anderen Familie umzubringen. Aber ob es noch mehr Opfer bis jetzt gibt, ist mir nicht bekannt.
von darleen17 im albanien.ch forum


Jaja, die Blutrache.
Mein Grossvater mütterlicherseits wurde auch ermorden, sogar vor den Augen meiner Mutter, Grossmutter, Onkel ect. darum waren wir Jahrelang "im Blut". Aber naja, aber wir hatten besseres zu tun als den Tod zu rächen, aber verziehen haben wir erst später, ... ist auch recht komich wie das abgeht. Die ganzen Männer versammeln sich im Dorf aber reden nichts. Es sind eins oder mehre Priester anwesend, die besprechen, dann kommen die "Mörder", aber sagen tuhen sie nichts. Und irgendwie Regeln dan die Pfarrer das die Blutrache fertig ist und so weiter und sofort.
von lorenc

Die gedanklichen Zusammenhänge des Kanun sind für alle, die in der
nordalbanischen Kultur nicht aufgewachsen sind, teilweise schwer
nachvollziehbar, und die einzigen deutschen Bezeichnungen, die
dem Ausgangstext einigermaßen entsprechen, können bisweilen
irreführend sein. Die Mühe wird sich aber lohnen, denn der
Kanun des Lekë Dukagjini ist ein faszinierendes Zeugnis einer
einzigartigen Kultur.


blutrache ist was schlimmes , meistens passieren blutrachen wegen irgendwelchen jugendlichen. leider sind sich viele jugendliche nicht bewusst was nach ein mord auf sie zukommt , sie wissen es , aber auf einer anderen weise auch nicht. wer albaner ist weiss das die sofort überreagieren wenn es zum streit kommt und viele drohungen aussprechen oder in dem moment völlig falsch handeln oder was unüberlegtes tun ( natürlich nur wenn es der eigene landsmann ist ). wegen ein streit oder einer schlägerei erschiesst man kein , sowas in dumm.



ist schon schwer sich von solchen idioten nicht provozieren zu lassen , ich habe mich mal provozieren lassen und prompt kam eine schlägerei zustande und danach wie soll es sein bekam ich eine morddrohung was mich aufgeregt hat ist das er es nicht zugegeben hat das er selbst dran schuld hatte, aber wie es so ist fühlen sich viele in ks so als ob den niemand was anhaben könnte , wenn die serben noch da wären dann hätten die sich nichtmal getraut zu furzen. in der sache ging es darum das er eine verwante von mir ständig angemacht hat obwohl sie fest vergeben war , ich hatte ihn drauf in ein cafe angesprochen, das was von ihm kam war , ich kann was ich will machen , was interessiert dich das , was wilst du machen. er stand vom stuhl auf und wird agressiv und näherte sich mir immer näher , nach kurzem wortwechsel und familiärer beleidigungen von seiner seite aus habe ich den ein schlag ins gesicht gegeben er dann mir ich dann wieder ihm , er mir ein tritt ich ihn wieder ein schlag , dann haben uns seine leute und meine leute getrennt die auch im cafe saßen , ich ging mit mein leuten weg , er mit seinen , beim weggehen drohte er mir mit mord , ich gab den eine beleidigung mit auf den weg., anscheinend war das auch ernst gemeint wie ich mitbekommen habe. ein verwanter von mir hatte zu ihm gesagt das seine familie nie wieder tageslicht sehen wird wenn er was falsches macht , so hatte sich die sache auch erledigt .ob er es eingesehen hat das er selbst dran schuld war weiss ich nicht.

von kosovar

Gut das jedes Regiem, welches auf Ausbeutung, Unterdrückung und krankhaftem Größenwahn basierte, gescheitert ist.
So mußten die Nazis, die Serben, die Römer usw. scheitern, Größenwahnsinn und Terror machen ein Land krank und es fault von innen weg.

"Aus jedem Feuer ist bis jetzt immer etwas Besseres entstanden...."

Natürlich gibt es in Deutschland viele alte Menschen, die sich ihren Adolf wieder herbeiwünschen. Meine Familie lebte immerhin auch im Nazi-Regiem und die jungen Menschen wurden regelrecht "braun" erzogen, sie wurden geblendet mit der Gemeinschaft der Hitler-Jugend ihnen wurde ein falsches Wir-Gefühl vermittelt. Ganz einfache Strategie man nimmt die Jugend und macht Versprechungen und vergiftet ihre Seele mit falschen Götzen-Bildern. Egal ob es Deutschland, die ehemalige DDR oder das alte Jugoslawien ist, die Menschen verdrängen gerne und nehmen sich am Ende nur die "Rosinen" und glorifizieren die Vergangenheit auch wenn diese kritisch betrachtet alles andere als "die gute alte ZEit" war. In einer hirarchischen Gesellschaftsform lebt es sich oberflächlich betrachtet ja auch einfach, der "große Bruder" sorgt für einen und regelt alles, man braucht seinen :-) nicht großartig selber zu bewegen
Viele aus der ehemaligen DDR oder Jugoslawien jammern ihrem "großen Bruder" nach, weil sie heute in einer Leistungsgesellschaft zu recht kommen müssen ohne "Vollzeitbeschäftigung" oder "Volkskindergarten" und das ist natürlich anstrengend. Es ist immer einfacher einer Herde hinterherzulaufen und dann nimmt man doch glatt die "Serben" oder die Nazis in Kauf, die haben immerhin "...nicht nur schlechtes für uns getan...". Warum hatten die Nazis Angst vor Interlektuellen? Ein Mensch der nachdenkt und etwas hinterfragt ist gefährlich......lieber ein Volk dumm halten, dumme Schaafe kann man besser führen.

morganlafey

nach dem kommunismus st die blutrache ja wieder zurück

mein cousin hatte vor paar jahren eine schiesserei, er hat zwei leute angeschossen. sie haben beide überlebt, ohne nachträgliche schäden. etwa nach einem jahr wurde mein onkel kurz nach dem freitagsgebet erschossen, mit einem maschinengewehr. die täter leben angeblich in deutschland und wurden nie gefasst. mein anderer onkel hat in der stadt auf einen der anderen familie geschossen, ihn aber nicht getroffen, jetzt sitzt er vor gericht. ich weiss nicht was das für ein ende nehmen soll... ich find die ganze sache einfach nur schlimm... mein onkel war der beste. das ein menschenleben so wenig wert ist, find ich unfassbar. mein onkel hat am tage seines todes meinem anderen onkel gesagt heut stimmt was nicht... er war ein guter mann! ich versteh einfach nicht warum sie ihn getötet haben, mein cousin hat die anderen nur angeschossen...

(AL)LOVE

die tun mir alle mega leid
http://www.youtube.com/watch?v=Dh0FDfmJL0A&NR


http://www.youtube.com/watch?v=GGMnhlUx ... ed&search=


„Ehrenmord“ in Albanien
Friday, June 23, 2006 (18:27:03)

Posted by Yasmina17


Albanien nach der Öffnung aus jahrzehntelanger Isolation: Ein Land zwischen patriarchaler Tradition und westlicher Moderne. Der Umbruch führt zu Konflikten zwischen den Generationen, die im Extremfall tödlich enden.

Rudina wurde 16 Jahre alt. Ihr Vater hatte sie einem albanischen Mann in London versprochen. Eines Nachts stieg Rudina vor ihrer Haustür in dem Dorf Berxull aus einem Auto, hinter dem Steuer saß ein junger Mann. Der Vater Ruzhdi Qinami tötete Rudina mit einer Kalaschnikow. Um die die Ehre der Familie zu retten. Rudinas Vater wurde wegen Totschlags zu neun Monaten Haft verurteilt.



Die albanischen Medien reagierten mit einem Aufschrei auf den "Fall Berxull". Seitdem lebt die Familie zurückgezogen. Nur Ruzhdi Qinamis Bruder Shpetim ist nach langem Zögern bereit, über den Mord zu sprechen. Den Zustand seines Bruders beschreibt er so: "Er leidet sehr. Die Natur bestraft ihn jetzt. Was kann ich noch sagen." Aber der früh gealterte Shpetim sagt auch: "Kein Vater bringt seine Tochter um."

Probleme mit der neuen Freiheit

Es ist ein Konflikt zwischen Tradition und Moderne: Nach dem Zerfall des Kommunismus sind viele Familien aus dem ländlichen Norden in die urbanen Gebiete im Süden gezogen. So auch die Familie Qinami, die in das Dorf Berxull in der Nähe von Tirana kam.

Der Ortswechsel sei für viele wie das Betreten eines neuen Landes gewesen, meint Eglantina Gjermeni, Professorin der Sozialwissenschaften an der Universität Tirana: "Die Siedler aus dem Norden kommen nach Tirana, um ein besseres Leben zu führen, aber sie hätten nie gedacht, dass sie so eine 'zügellose' Freiheit finden würden. Sie können sich mit dieser Realität nicht anfreunden. Sie sind anderes gewöhnt, haben anders gelebt."

Die neue Freiheit, die mit dem Ende der Isolation Albaniens kam und bisher vor allem im urbanen Süden spürbar ist, rüttelt an den Grundfesten der patriarchalen Tradition. Für das Oberhaupt der Familie bedeutet die neue Zeit, in der die Kinder - gerade die Töchter - andere Wege einschlagen wollen, den Verlust seiner Dominanz.

"Wer dich knüppelt, liebt dich"

Die Psychologin Elida Rrapti hat sich mit dem Fall "Berxull" intensiv beschäftigt und schreibt nun über die Veränderungen in der albanischen Familie ein Buch: "Im Fall hat der Vater den Ort gewechselt, aber nicht seine Lebensansicht. Um zu überleben, muss er die Tochter arbeiten lassen. Der Vater will aber weiter mit männlicher Gewalt die Familie beherrschen, während die Tochter versteht, dass sie selbstständig sein kann. Hinzu kommt, dass der Vater nicht will, dass die Tochter etwas von ihrer Weiblichkeit zeigt."

Das Bild in Tirana und anderen albanischen Städten prägen selbstsichere Frauen mit tiefem Dekolleté und in Minirock. Zu viel Nacktheit - klagen die Älteren. Auch dieser Pensionär kommt mit der neuen Wirklichkeit nicht klar: "Die Nacktheit stört uns sehr, weil wir anderes gewohnt sind. Diese Zeit ist nicht mehr unsere Welt. Wir dulden das nicht. Du erziehst das Kind - und das fragt dich nicht mehr, sondern macht einfach, was es will. Wir haben dich großgezogen und wir zeigen dir, wo der Weg langgeht - und du musst gehorchen! Wir haben Verantwortung!"

Das patriarchale Erbe, legitimiert sogar die Gewalt in der Familie. Ein altes albanisches Sprichwort besagt - Zitat: "Wer dich knüppelt, liebt dich".


Gewalt trifft vor allem Frauen

Nach Angaben des Albanischen Frauenzentrums in Tirana ist die Zahl der Verbrechen innerhalb der Familie, die aus Konflikten zwischen den Generationen hervorgegangen sind, in den letzten Jahren gestiegen. Zwischen den Generationen heißt aber oft: zwischen Vätern und ihren Töchtern. Denn Söhnen würden die neuen Freiheiten erlaubt, während sie den Mädchen verboten seien, sagt die Soziologin Eglantina Gjermeni, die das Frauenzentrum leitet: "Neue Modelle im Verhalten und in der Lebens-Einstellung zeigen auch die jungen albanischen Männer - aber sie dürfen das, weil sie ja Männer sind. Das hat mit unserer Mentalität zu tun. Man sagt ja: Er ist schließlich ein Mann und kann machen, was er will."

Und die Tochter ist wie ein Glas - sagen die Älteren in Albanien. Wenn es zerbrochen wird, wird es nicht mehr zusammengefügt.

Zamira ist 25 Jahre alt, lebt in einem der wenigen Frauenhäuser in Albanien. In einigen Wochen wird sie ein Kind zur Welt bringen. Sie ist schwanger und unverheiratet. Das ist ihre "Schande" - und für ihre Eltern der Grund, um sie zu verstoßen. Zamira erzählt: "Mein Vater sagte, für ihn bin ich gestorben. Ich möchte aber dieses Kind behalten. Meine Eltern haben mich verstoßen, weil ich keinen Ring am Finger habe."

Es ist eine Zeit in Albanien, in der Tabus gebrochen werden. Der Generationen-Konflikt, meint der junge albanische Schriftsteller Agron Tufa, habe vor allem mit der Enttabuisierung der Frau zu tun: "Das starke Tabu in dem Empfinden der Frau wird gebrochen. Für die Älteren beginnt und endet die Moral mit der Frau. Für die junge Generation ist gerade diese neue Weltsicht ein Zeichen von Zivilisiertheit."




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Verfasst am: Fr, 09. Mär 2007, 11:10 Re: Ehrenmord und Blutrache

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In Albanien fallen immer mehr Menschen der Blutrache zum Opfer – auch der Vater, der Onkel und die Tante von Gert wurden ermordet. Seine Großeltern hoffen nun, dass der Junge die Familienehre wiederherstellt.

Wann wird ein Junge zum Mann? In Albanien sagen manche: mit zwölf Jahren.
»Ende Januar hat ein zwölfjähriger Junge in Shkoder seine Mutter erschossen«, erzählt die Großmutter Prenda Pepa. »Mit zwölf Jahren wird auch mein Enkel Gert alt genug sein, unsere Familienehre endlich zu sühnen.«

Gert spielt mit seinen Freunden auf der Straße. Seilspringen. Erst die Mädchen, dann die Jungen. Das Seil wirbelt Staub auf. Die Wege vor den zwei- und dreistöckigen Häusern sind nicht geteert. In den Häusern waren früher Wohnungen von Militärangehörigen. In den Neunzigerjahren löste die albanische Armee große Teile ihrer Verbände auf. Die Wohnungen hier in Shkoder standen eine Zeit lang leer. Dann kamen neue Bewohner, Menschen, die aus den Bergen in die zweitgrößte albanische Stadt im Norden zogen. Sie besetzten die Wohnungen. Der Staat duldet sie.

Gert ist neun Jahre alt und noch nennen ihn hier alle einfach nur Gerti. Das klingt nach einem kleinen Jungen, nach einer ganz normalen Kindheit auf dem Lande. Gerti: Schon sein Vater hat ihn so genannt. Gert mit einem harten Buchstaben am Ende, obwohl der Vater wahrscheinlich Gerd meinte, nach Gerd Müller. Dem Fußballspieler. In Albanien tragen viele Jungen die Namen deutscher Fußball-Weltmeister aus den Jahren 1974 oder 1990. Franz, Gerd, Uli, Jürgen. Aber so genau kann sich niemand mehr in Gerts Verwandtschaft an den Namenspatron erinnern. Hauptsache, ein Junge, dachten sie sich, gottlob kein Mädchen, denn deren Geburt wird in Albaniens Norden bisweilen noch immer als Unglück betrachtet. Manche Eltern nennen ihre Töchter dann »Sose«, das albanische Wort für »Ende«.

Gert und seine Familie leben mitten in Europa, eine gute Flugstunde südlich von München, umgeben von deutschen Ferienparadiesen. Dort unten liegt Albanien, das nach Moldawien zweitärmste Land des Kontinents, eingeklemmt zwischen dem Balkan und Griechenland, in seinem Nor-den menschenleer und abgehängt von der Moderne. Seit den Tagen, in denen Lord Byron den Ali Pasha hier besuchte, hat sich wenig verändert in dem kargen, faltigen Gebirge an der Grenze zu Montenegro und dem Kosovo. Exkremente schwimmen im Fluss, an der Straße zur Grenze nach Montenegro, entlang eines Sees, türmen sich Abfallberge. Zu kommunistischen Zeiten lag hier im Sperrgebiet unberührte Natur. Heute treiben Plastiktüten im See.

Obwohl die Geschichte von Gert und seiner Familie mitten in Europa spielt, scheinen ihre Handlung und die Protagonisten aus einer anderen Zeit als der unseren zu stammen. Es geht um Ehre und um Sühne, es geht um eine alte Frau und einen kleinen Jungen. Es geht um Blutrache.

Ende der Neunzigerjahre, als Tausende junge Albaner auf halb versunkenen Kähnen aus ihrer Heimat über das Adriatische Meer in Richtung Italien flüchteten, reisten zahlreiche Journalisten in die entgegengesetzte Richtung. In den albanischen Städten und Dörfern, in Durres und Tirana, in Shkoder und anderswo suchten sie nach den Ursachen für die Flucht derjenigen, die überhaupt noch fliehen konnten. Die Armut und die Hoffnungslosigkeit, das mangelnde Vertrauen in einen Staat, der keiner mehr war, hatte ein halbe Generation hinaus aufs offene Meer getrieben. Manche schafften es ins Exil, andere ertranken.

Immer wieder las man Geschichten von Menschen, die durch die Blutrache sterben mussten, nur weil einer ihrer Angehörigen einen anderen bespuckt oder belogen, eine Schuld nicht bezahlt, ein Versprechen nicht eingehalten hatte. Oft lagen die Gründe für die Rache mehr als fünfzig Jahre zurück, denn dem kommunistischen Regime Albaniens war es lange Zeit gelungen, die rechtlichen Traditionen im unwegsamen Norden des Landes zu unterdrücken: Die Machthaber ließen jeden, der dem Gesetz der Blutrache folgte, zum Tode verurteilen.

Doch zu Beginn der Neunzigerjahre kollabierte der Kommunismus und mit ihm die Autorität des albanischen Staatsapparates. Dann kam alles wieder: der alte Hass, die alten Konflikte, die alten Strafen und die Sanktionen. Bis heute leugnet die albanische Regierung die Rückkehr der Blutrache ins gesellschaftliche Leben des Landes. Doch die Zahl der Opfer wächst mit jedem Tag.


In Gerts Familie fehlt eine ganze Generation zwischen ihm und seiner Großmutter Prenda. Sein Vater, sein Onkel und seine Tante wurden ermordet. Gerts Vater, er hieß Kini, ist am längsten tot. So lange schon, dass sein Sohn sich nicht mehr an ihn erinnern kann. Als Kini erschossen wurde, war sein Junge gerade einmal ein Jahr auf der Welt. Auch an seine Tante und den Onkel hat Gert keine Erinnerungen, denn fünf Kugeln beendeten auch ihr Leben nur zwei Jahre später.

»Ich will den Tod meiner Kinder selbst rächen«, sagt Prenda. Sie ist vorsichtig bei ihrer Wortwahl, sie weiß genau, dass Blutrache im Rest Europas verpönt ist. »Nur im Notfall muss mein Gerti die Familienehre retten.« Prenda ist jetzt 64 Jahre alt, aber ihre tiefen Falten im Gesicht lassen sie älter aussehen. Prenda ist nicht groß, ihre Statur zerbrechlich. Die Großmutter, das wissen alle hier in der Stadt, wird in ihrem Leben niemanden mehr rächen. Sie weiß das selbst. Einer jungen Nachbarin hat sie erst jüngst erzählt, dass sie Gert schon vor einigen Jahren das Versprechen abgenommen hat, den Tod der Angehörigen zu rächen.

Tagsüber sammelt Prenda Blechdosen im Müll. Es gibt viel Müll auf den Straßen von Shkoder, der Industriestadt mit den inzwischen so vielen geschlossenen Fabriken, im Tal vor dem großen See und am Fuß der Berge, in denen der Winter hart ist und der Schnee oft bis Ende Mai liegen bleibt. Prenda presst ihre Dosen und Büchsen flach zusammen und bringt sie zum Schrotthändler. Auf zwei Tüten Dosen kommt sie so jede Woche. Dafür bekommt sie 2000 Lek, umgerechnet etwa 1,30 Euro, von denen sie, ihr bettlägeriger Mann Sef und der kleine Gert leben müssen. Ein Euro dreißig Cent reichen selbst in Albanien nur für ein wenig Brot.

Manchmal schenken ihr Nachbarn ein paar Münzen oder ein Stück Brot. Einmal brachte auch der örtliche Imam ihr Lebensmittel vorbei, nachdem er vom Schicksal der Katholikin hörte. »Vier Liter Öl und je vier Kilo Reis und Zucker«, erinnert sich Prenda, »der Pfarrer brachte uns nichts.«

Prenda und ihr Mann müssen keine Miete zahlen. Wie alle hier im Viertel sind sie Hausbesetzer. Ein langer dunkler Flur, die Glühbirnen wurden aus den Fassungen gedreht. An der Tür kein Schloss. In jedes der drei Zimmer ihrer Wohnung regnet es herein. Es riecht feucht. Bettlaken auf dem Fußboden und über den wenigen Möbeln kaschieren die Löcher im Teppich und im Couchbezug. Im Wohnzimmer steht ein Fernsehgerät. An der Wand hängen Fotos von Prendas drei ermordeten Kindern neben einem Kreuz. In einer Ecke liegt Prendas Mann in seinem Bett. Sef ist 84 Jahre alt, er liegt im Sterben, und doch versteht er, dass seine Frau sich an diesem Sonntag jetzt nicht um ihn kümmern kann, sondern den fremden Gästen erklären muss, was Ehre in Albanien bedeutet und wozu sie die Überlebenden verpflichtet. »Natürlich bin ich dafür, dass Gert einmal die Blutrache aus-üben wird«, flüstert Gerts Großvater aus seinem Sterbebett heraus. Er selbst war dafür schon vor acht Jahren viel zu schwach.

Im Zimmer nebenan schlafen Prenda und ihr Enkel. Gemeinsam, in einem Ehebett. Es ist ein schmales Ehebett, nicht breiter als einen Meter zwanzig. Zwei Kopfkissen, eine gemeinsame große Wolldecke. Auf dem Nachttisch ein kleiner Fernseher und ein Wecker. »Gerti, wen hat man dir genommen?«, fragt Prenda ihren Enkel. »Meinen Vater, meinen Onkel, meine Tante«, antwortet Gert beinahe mechanisch. Der Junge weiß, was er zu sagen hat, und er weiß, was er zu tun haben wird. Wenn er einmal groß genug ist, in ein paar Jahren, mit zwölf. Gert weiß, dass seine Familie einst entehrt worden ist, er weiß von wem, Gert kennt die ganze Geschichte. Er hat sie sich wohl so viele Male vor dem Einschlafen anhören müssen, dass es kein Zweifeln gibt.


Die Tragödie der Familie begann in den Bergen im Norden Albaniens, dort wo auch vor mehr als 500 Jahren ein albanischer Nationalheld namens Leke Dukagjini ein Gewohnheitsrecht für die abgelegenen Dörfer und Höfe formulierte: den Kanun, ein Gesetz für die bis dahin weitgehend gesetzlose Bergbevölkerung, auch ein Gesetz für die christliche Minderheit, die sich der muslimischen Mehrheit der Osmanen widersetzte. Der Kanun war ein Stück Gerechtigkeit für Menschen, die nur die Selbstjustiz kannten, und formulierte erstmals Regeln. Im Zentrum des Kanuns steht der Begriff der Ehre. Er steht dort wie ein kalter, steinerner Sockel. Ehrverletzungen können manchmal auch durch Sachleistungen abgegolten, sonst aber nur durch Vermittlung vergeben oder mit Blut abgewaschen werden. Denn ein entehrter Mann ist gemäß des Kanuns ein toter Mann.

Prendas Familie lebte in Dukagjin, einem Dorf in den Bergen, mit nicht mehr als hundert Häusern und Familien, als man sich mit dem Nachbarn um ein Stück Ackerland außerhalb des Dorfes stritt. »Der Boden gehörte mir«, erzählt Prenda, mit dem Foto ihres erstgeborenen Sohnes im Arm. Papiere besitzt niemand in den Bergen, auch ein Grundbuchamt fehlt bis heute. Alles in allem waren es vielleicht 2000 Quadratmeter, um die sich die Nachbarn stritten. Ein schmaler Streifen von einhundert mal zwanzig Metern, dessentwegen bisher schon vier Menschen sterben mussten. Ein Flecken Erde, etwa halb so groß wie ein Fußballfeld.

Vor acht Jahren nahm der Nachbar eine Pistole und erschoss Gerts Vater Kini. Mit fünf Kugeln ins Herz. Der war damals gerade einmal zwanzig Jahre alt. Im Kanun ist streng geregelt, was in diesem Fall hätte geschehen sollen. Kinis Bruder oder irgendein anderer Mann aus der Familie hätte den Mörder erschießen müssen. Doch der – auch er ein junger Mann, nicht älter als sein Opfer – versteckte sich, denn er hatte Angst. Nun geriet die Geschichte außer Kontrolle: Denn der Mörder war verschwunden und Kinis Ehefrau, die mit einer Pistole in der Hand nach ihm suchte, traf auf dem Grundstück nur dessen Vater an. Und so erschoss sie den Vater.

Nach den Regeln des Kanun dürfen die Angehörigen eines Mörders zwar in den ersten vierzig Tagen nach einem Mord getötet werden. Allerdings nicht von einer Frau. Denn Frauen haben so gut wie keine Rechte im Kanun des Leke Dukagjini: »Die Frau ist ein Schlauch, in dem die Ware transportiert wird«, heißt es dort. Träger der Ehre kann nur ein Mann sein, die Ehre der Frau ist ein bloßer Bestandteil der Ehre des Mannes. Für den schmählichen Fall eines Mordes durch Frauenhand sieht der Kanun eine drastische Kompensation vor: zwei Tote.

Prenda kannte den Kanun und sie kannte die Gefahr. Sie flüchtete mit ihren beiden verbliebenen Kindern, ihrem Mann, Gert und der Schwiegertochter hinunter ins Tal. In Shkoder fand sie Zuflucht. Angeblich sind mehr als 500 weitere Familien aus Angst vor drohender Blutrache in den Bergen nach Shkoder geflüchtet. Bürgerrechtsorganisationen in der albanischen Hauptstadt Tirana schätzen, dass im Laufe der vergangenen Jahre die Zahl der Blutracheopfer im nördlichen Bergland weiter gestiegen ist. Die Rede ist von beinahe 10000 Toten seit dem Fall des Kommunismus und etwa 60000 Menschen, die aus Angst vor der Blutrache ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr verlassen können. Denn nur innerhalb der eigenen vier Wände ist die Würde eines Menschen in Albanien unantastbar. Deshalb sind die Fenster der Häuser vieler Betroffener so klein wie Schießscharten und die Einsamkeit der Insassen so unendlich groß. In Nordalbanien leben Menschen, die deshalb seit Jahren und manchmal auch Jahrzehnten ihr Haus nicht mehr verlassen haben.


Shkoder liegt nur 35 Kilometer von Prendas Heimatdorf entfernt, mit dem Auto benötigt man für die Strecke dennoch fast drei Stunden. In Shkoder wähnte Prenda ihre Familie sicher. Und tatsächlich: Es passierte nichts. Prenda und der Rest ihrer Familie blieben unbehelligt. Zwei Jahre lang.

Dann nahm der Mörder von Kini Rache für den Tod seines Vaters: In der Straße vor Prendas Haus traf er auf Kinis Geschwister Lula und Gjoni. Es dämmerte, die beiden kehrten gerade von ihrer Arbeit in der Fabrik zurück. Der Mörder schoss Gjoni eine Kugel in die Schulter und zwei ins Herz. Lula wurde mit einer Kugel in der Schulter und einer im Herz gefunden. Es gab keine Zeugen.

Prenda begrub nun die letzten ihrer drei Kinder. Sie zahlte mehr als tausend Euro für einen Grabstein, viel Geld im armen Norden eines ohnehin armen Landes, noch mehr Geld für eine Frau, die vom Sammeln von Blechdosen lebt. Mit der Mutter von Gert zerstritt sie sich. Gert wohnte fortan bei ihr allein. Seine Mutter hat wieder geheiratet, er sieht sie nur selten.

Heute, fast sechs Jahre später, trägt Prenda immer noch schwarze Kleidung. Ein Stück groben Stoffs, den sie zu einem Rock gewickelt hat, und eine kleine schwarze Jacke. Ihre Nachbarin hat sie noch nie mit anderen Kleidungsstücken gesehen. Ihre Strümpfe haben Löcher, ihr Rock starrt vor Dreck, den sie von den Müllhalden an der Straße mitbringt. Jeden Morgen geht Prenda auf den Friedhof zu ihren Kindern, jeden Tag, den ihre Kinder noch nicht gerächt sind, schämt sie sich. Vor den Nachbarn, vor sich selbst, vor ihren toten Kindern. Natürlich war Prenda bei der Beichte. Als der Pfarrer ihre Geschichte hörte, sprach er ein Gebet für sie. »Damit ich vor Schmerzen nicht wahnsinnig werde«, sagt Prenda.

Der Mörder von Prendas Kindern hat sich vor zwei Jahren der Polizei gestellt. Aus Todesangst, wie Prenda glaubt. Im Gefängnis, sagt sie, fühle er sich sicher. Außerdem kann man das Gefängnis in Albanien gegen 8000 Euro Schmiergeld auch jederzeit verlassen. Dass der Täter seine Strafe dort verbüßt, und wäre es für den Rest seines Lebens, reicht Prenda aber nicht. Genauso wenig wie die Zahlung einer Entschädigung für den Tod ihrer Kinder. Ein Angebot durch Gesandte des Mörders hat sie abgelehnt. Und das, ohne sich auch nur einmal nach der Höhe der Summe zu erkundigen.

Prenda hofft auf Hilfe. Irgendeine Organisation, die ihr finanziell unter die Arme greift. Sie braucht doch Unterstützung, um ihren Gert zu erziehen. Um ihm alles beizubringen, was ein Mann können muss.
Ob sie schon eine Pistole hat?
»Nein, aber mit Gottes Hilfe werden wir eine finden, sobald Gert alt genug ist.«
Ob sie nicht Angst um Gert hat?
»Natürlich, aber die Blutrache ist nun mal seine Pflicht. Unsere Familie ist entehrt. Eine Zukunft haben wir nur mit Ehre.«
Ob Prenda glaubt, dass Rache überhaupt ihren Schmerz zu lindern vermag?
»Doch, daran glaube ich fest. Sobald der Mörder tot ist, werde ich Frieden finden und mit meinen Kindern vereint sein.«
Eine Vereinigung im Jenseits?
»Ja, meine Kinder werden mich dort aufnehmen, sofern ihr Tod nur gerächt wird. Selbst, wenn es hundert Jahre dauern sollte.«

So lange wird Prenda nicht warten müssen. Gert wird wachsen. Und er wird älter werden. Noch geht er vormittags in die Schule und nachmittags zum Seilspringen. Aber zwei seiner Freunde trinken schon Bier. Vor ein paar Monaten feierte die Familie Gerts neunten Geburtstag.

...
no comment


http://www.youtube.com/watch?v=Dh0FDfmJ ... ed&search=

naja hab noch irgendwo in einer zeitung gelesen dass so ein 18 jähriger nicht mehr aus dem haus kann!!er muss den rest seines lebens im haus bleiben!!


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Verfasst: 03.04.2007, 09:04 


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 Betreff des Beitrags: tja...
BeitragVerfasst: 05.05.2007, 10:31 
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das ist einerseits falsch auf blutrache zu pledieren weil damit das volk nicht grösser wird doch andererseits es ist ehre die einem dahinschwändet wenn man nicht auf soetwas machet, es ist falsch auf ehre zu pledieren doch so sind unsere bräuche... :cry: :cry: :(


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BeitragVerfasst: 28.05.2007, 13:02 
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es sind nicht unsere bräuche wir haben sie von den türken
die blutrace ich empfehle das buch basel-pristina eine geschichte über ne frau die jemanen umgebrachtr hat wir kennen ihre familie


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BeitragVerfasst: 28.05.2007, 15:38 
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also ich weis nur dsa sie in zeit von Scanderbeg gemacht wurden...

also zwar in der zeit der osmanen aber von den albanern. und das es in Sizilien das gleiche nur mit anderem namen gibt das Omertà dsa gesetz der ehre, das ist auch sowas wie kanuni...


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BeitragVerfasst: 29.05.2007, 17:12 
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ach so :? irgendwie sind diese 2 völker sehr miteinader verbunden


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BeitragVerfasst: 29.05.2007, 17:14 
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Omertà
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Mit dem Begriff Omertà bezeichnen die Mitglieder der Mafia und ähnlicher krimineller Organisationen die Pflicht zu schweigen. Danach ist es den Mitgliedern der Vereinigung verboten, gegenüber der Polizei oder anderweitig Aussagen über die Aktivitäten der Organisation zu machen. Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht wird mit dem Tod geahndet.

Der Ursprung des Wortes wird teilweise im Spanischen vermutet, wo es so viel wie Männlichkeit bedeutet. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Begriff von dem italienischen Wort umiltà, auf Sizilianisch umirtà, ableitet. Umirtà heißt Demut und in den Anfangszeiten der Mafia waren mit dem Gebot der Omertà auch Respekt und Unterwerfung gegenüber der Organisation gemeint.

Mitglieder der Mafia, die sich nicht an das Gebot der Omertà halten, werden Pentiti genannt, übersetzt Reuevolle und Geständige. Einer der ersten Pentiti war Joe Valachi, der den Mut hatte, die Existenz der Mafia öffentlich zuzugeben. Dies geschah im Rahmen einer Anhörung vor dem amerikanischen Kongress im Oktober 1963


mafia 8)


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BeitragVerfasst: 09.06.2007, 13:40 
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siehste mal, der kanun ist so hoch geachtet dsa sogar die mafia ihn benutzt, nur mit anderem namen...:D


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BeitragVerfasst: 16.06.2007, 21:07 
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katholikrobert hat geschrieben:
es sind nicht unsere bräuche wir haben sie von den türken
die blutrace ich empfehle das buch basel-pristina eine geschichte über ne frau die jemanen umgebrachtr hat wir kennen ihre familie



Die blutrache ist eine tradition die auf der ganzen welt verbreitet ist. Auch in unserer kultur.Wir hatten den kanun auch vor der türkischen besatzung. Die Blutrache ist im Kanun ( lat. canon -Gesetz-Gewohnheitsrecht) im gegensatz zu anderen kulturen geregelt und der ablauf und wan man die blutrache einforden kann.

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BeitragVerfasst: 17.06.2007, 12:34 
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scheisse man, ich habe eben geheult als ich das video gesehn habe...

meine familie ist auch in einer blutrache... aber bei uns ist noch keiner gesorben da es erst im letzten sommer zu der ausseinandersetzung kam...

aber meine fam hat die andere familie auch nicht so ernst genommen....


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BeitragVerfasst: 17.06.2007, 17:12 
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lorencukgjini hat geschrieben:
Für Interessenten, ein kurze Doku über die Blutrache in Albanien:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Y79x4xMiVBg
[/youtube]

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BeitragVerfasst: 19.06.2007, 14:05 
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danke lorenc hab ich schon gesehen=)


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